Wilhelmine von Hillern
Veröffentlicht am 3.02.2025Wilhelmine von Hillern in "Die Gartenlaube" (1872)
Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann
various, Public domain, via Wikimedia Commons
Wilhelmine von Hillern, geboren am 11. März 1836 in München, war eine renommierte deutsche Schriftstellerin und Schauspielerin.
Sie war die Tochter der bekannten Schauspielerin und Schriftstellerin Charlotte Birch-Pfeiffer sowie des Schriftstellers Christian Andreas Birch.
Wilhelmine begann ihre Karriere als Schauspielerin und debütierte 1853 am Gothaer Hoftheater. Kurz darauf wurde sie zur Großherzoglich Badischen Hof- und Nationalschauspielerin in Mannheim ernannt, wo sie Hermann von Hillern kennenlernte, den sie 1857 heiratete.
Nach der Heirat beendete sie ihre Bühnenlaufbahn und begann zu schreiben.
Ihr erster Roman, „Doppelleben“, erschien 1865, gefolgt von weiteren Werken. Ihren größten Erfolg erzielte sie mit dem Roman „Die Geier-Wally“ im Jahr 1875.
Nach dem Tod ihres Mannes 1882 zog sie nach Oberammergau und später nach Hohenaschau bei Prien, wo sie 1916 verstarb.
Beigesetzt wurde sie in Oberammergau.

Buch-Cover des Romans "Die Geier-Wally"
Public domain, via Wikimedia Commons
„Die Geier-Wally“
Der Roman ‚Die Geierwally‘ basiert auf einer wahren Begebenheit und einer realen Person: Anna Stainer-Knittel. Eine Tiroler Malerin und früh emanzipierte Frau, die im Alter von 17 Jahren eine bemerkenswerte Tat vollbrachte. Sie hatte sich an einer steilen Felswand abgeseilt, um ein Adlerjunges aus einem Nest zu holen, eine gefährliche Aufgabe, die normalerweise von Männern durchgeführt wurde.
Die Autorin sah ein Selbstporträt von Anna Stainer-Knittel, nahm Kontakt zu ihr auf und verarbeitete Annas Jugenderlebnisse in ihrem Roman, fasziniert von der Idee einer Frau, die eine typisch männliche Arbeit übernahm.
Walburga Stromminger, bekannt als "Geierwally", ist die Tochter des reichsten Bauern im Dorf und zeichnet sich durch herausragenden Mut und Entschlossenheit aus. Ihre Tat, ein Adlernest auszuheben, bringt ihr den Respekt der Gemeinschaft ein und den Spitznamen "Geierwally", der sie als eine Figur etabliert, die traditionelle Geschlechterrollen in Frage stellt. Der Adler wird fortan ihr treuer Begleiter.
Walburga zeichnet sich durch Kühnheit, Stärke und Durchsetzungsvermögen aus, Eigenschaften, die im 19. Jahrhundert typischerweise Männern zugeschrieben wurden.
Sie widersetzt sich der autoritären Kontrolle ihres Vaters und besteht darauf, bei der Wahl ihres Ehemannes ein Mitspracherecht zu haben. Ihre Liebe zu Joseph, dem Bärenjoseph, wird zu einem zentralen Aspekt ihres Lebens, und so wehrt sie sich gegen die vom Vater geplante Heirat mit Vinzenz, was zu ihrer sozialen Isolation führt. Nach dem Tod ihres Vaters kehrt Wally als Alleinerbin auf den Hof zurück, geprägt von den harten Jahren der Einsamkeit.
Die Dorfbewohner fürchten sie, da sie sich kalt und launisch gibt.
Erst durch die Erfüllung ihrer Liebe zu Joseph offenbart sich eine weiche Seite in ihrem Charakter, die sie zuvor nicht zeigen konnte.
Walburga Stromminger ist eine Pionierin, die sich weigert, den gesellschaftlichen Normen des 19. Jahrhunderts zu entsprechen. Sie kämpft für ihre Freiheit und Selbstbestimmung, trotzt den Herausforderungen der Natur und den Intrigen ihrer Mitmenschen. Ihre Geschichte zeigt, wie ein starker Charakter seinen eigenen Weg geht und sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen einschränken lässt.
Erstaunliche Wirkungsgeschichte bis heute
Der Roman "Die Geier-Wally" erlangte weltweiten Erfolg (Übersetzung in elf Sprachen) und inspirierte zahlreiche Adaptionen in verschiedenen Medien:
Wilhelmine von Hillern selbst schrieb 1880 ein erfolgreiches, gleichnamiges Theaterstück.
Sechs Mal wurde der Stoff verfilmt (1921, 1940, 1956, 1967, 1988, 2005).
Er war Inspiration für eine Oper und ein Musical.
Das „Projekt Gutenberg“ bietet eine kostenlose Leseprobe an. (Link)
Text Ariane Niehoff-Hack, Frauen in der Einen Welt
© Frauen in der Einen Welt und Autorin
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