© Marianne Meschendörfer
Neuanfang im Wohnprojekt Spiegelfabrik Fürth
Das Mehrgenerationenhaus „Spiegelfabrik“ in Fürth: Eckdaten können im Internet auf der Homepage eingesehen werden. Hier geht es um einen persönlichen Erfahrungsbericht einer Bewohnerin, Ulrike Castor, die von Anfang an bei der Entstehung des Hauses dabei war und jetzt auf das erste Jahr Wohnen zurückblicken kann.
Ulrike Castor berichtet:
Ich wohnte davor mit meinem Mann in einer fränkischen Kleinstadt, in einem großen Haus mit großem Garten und die Kinder waren inzwischen ausgezogen.
Ein Freund von uns suchte vor etwa 10 Jahren Personen, die in ein Wohnprojekt einsteigen wollen. Er hatte die ehemalige Spiegelfabrik in der Lange Straße geerbt.
Dazu kam, dass ich erlebt hatte, wie meine Mutter nach dem Tod meines Vaters, in einem schönen Haus, mit schönem Garten, völlig einsam war.
Dazu wollte ich es nicht kommen lassen.
Anfangs waren es 10 -12 Parteien, die einsteigen wollten, zum Schluss sind es jetzt 56 geworden. Der ursprüngliche Plan war, das alte Backsteingebäude der Fabrik zu erhalten, aber im Gebäude gab es Asbest und die Aufteilung im Inneren war ungünstig für unser Vorhaben. Da in Fürth Wohnungsraum knapp war, entschieden wir uns für einen Neubau. Entstanden ist nun ein 5-stöckiges Mehrgenerationenhaus mit vielen Gemeinschaftsflächen. In der Bauphase konnten mit dem Architekten viele eigene Vorstellungen realisiert werden, soweit ein größerer Konsens erhalten blieb. Das setzte zahlreiche Besprechungen voraus und war sehr zeitaufwendig. Der Eingang ist Behindertengerecht, d.h. ebenerdig, es gibt einen Aufzug und keine Türschwellen innerhalb der Wohnungen.
Der Kontakt zu den Nachbarn ist intensiver als sonst in der Stadt. Die Gemeinschaftsräume fördern das Zusammentreffen. Es gibt eine großzügige Werkstatt, die jeder nutzen kann. Man kann sich auch die Hilfe sachkundiger Mitbewohner holen. Viele Werkzeuge und Geräte, wie den Fensterputz-Roboter leiht man sich gegenseitig aus.
Dann gibt es den „Spiegelsaal“, ein Versammlungsraum für Besprechungen, aber auch die Donnerstag-Abend Kneipe und Spielenachmittage. Größere Familienfeiern sowie Kinderfeste können auch hier stattfinden. Junge Familien mit Kindern halten sich gerne im Garten auf, der sehr kinderfreundlich eingerichtet ist. Man trifft sich nicht nur auf den Gängen, sondern auch auf der Dachterrasse oder im Garten zu einem Plausch, es gibt viel mehr Kommunikation zwischen den Bewohnern. Diese sind genauso unterschiedlich, wie auch sonst, aber aufkommende Unzufriedenheiten werden kommuniziert. Es gab auch Workshops, um die Kommunikation zu verbessern, z.B.: Wie stelle ich mir Gemeinschaft vor? Gemeinsame Arbeiten an Haus und Hof sowie Pflege der Gemeinschaftsräume müssen immer wieder neu besprochen werden. Da ist die WhatsApp Gruppe hilfreich.
Im Erdgeschoss ist das Quartiersbüro des Stadtteils Fürth Ost untergebracht, wo verschiedenen Veranstaltungen und Gruppen laufen.
Schon als Kind war ich öfter in Fürth, um Verwandte zu besuchen. Damals hielt sich meine Begeisterung für die Stadt sehr in Grenzen. Aber heute ist mein Eindruck überraschend positiv, ich finde sie sehr sympathisch. Dazu trägt der nahegelegene Stadtpark bei, die vielen kulturellen Veranstaltungen, Vereine, wie der Fotoclub Fürth. Mein Mann schätzt die Möglichkeiten Sport zu betreiben, auch Mountainbiken im Stadtwald.
Fazit:
Unsere Erwartungen haben sich voll erfüllt! Ich habe den Umzug keine Sekunde bereut.
Fotos 1 - 7 © Marianne Meschendörfer: Wohnprojekt Spiegelfabrik Fürth, Deutschland 2025.
Text © Marianne Meschendörfer, Frauen in der Einen Welt
Webseite "Wohnprojekt Spiegelfabrik" in Fürth, Bay.