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Abortion - Eine erbitterte Debatte mit folgenschweren Konsequenzen in den USA (V) - Historie

Veröffentlicht am 10.08.2023

Die Anti-Abtreibungs-Kampagne schritt rasch voran.
So verfügte 1873 Postinspektor1 Anthony Comstock, dass kein “obszönes” Material mehr mit der Post versandt werden durfte. Dazu zählten auch Informationen über den Abbruch bzw. Möglichkeiten zur Verhütung einer Schwangerschaft.
1906 war die Herstellung, der Verkauf oder der Versand von “schädlichen” Medikamenten ungesetzlich, was die Verfügbarkeit von sanfteren Mitteln zur Einleitung eines Abgangs anhaltend erschwerte. Der Abbruch einer unerwünschten Schwangerschaft wurde immer schwieriger; ab 1910 hatten alle 46 US-Bundestaaten Anti-Abtreibungsgesetze erlassen. Straffrei blieb er in vielen Staaten nur, wenn das Leben der Mutter gefährdet war2.

Folge dieser restriktiven Verordnungen war ein Anwachsen illegaler Abtreibungen, durchgeführt von Ärzten, die ihre Unterstützung hinter vorgehaltener Hand und auch nur für diejenigen anboten, welche sich den Eingriff leisten konnten3.
Weniger begünstigte Schwangere mussten sich selbst behelfen, und griffen auf altbewährte, nicht immer wirksame oder auch gefährliche Tinkturen zurück. Häufig wurde das Desinfektionsmittel Lysol in Form von Vaginalduschen verwendet, dessen chemischer Wirkstoff Kresol einen Abgang einleiten konnte. Diese Methode war so wirksam, dass Lysol bis in die 1960er Jahre ein populäres Verhütungsmittel blieb, und vom Hersteller Lehn & Fink offiziell als weiblicher Hygieneartikel vermarket wurde4,5.


Als ab 1967 die gesetzlichen Behörden einen Schwangerschaftsabbruch in fast jedem der nun 50 Bundestaaten als schweres Verbrechen (felony) ahndeten, hatte die Anti-Abtreibungs-Kampagne einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Gesetzgeber berücksichtigten weder eine potenzielle gesundheitliche Gefährdung der Schwangeren noch emotionale Konsequenzen für die werdende Mutter nach einer Vergewaltigung6.

Das sollte sich in den 1970er ändern.
 

Anhang:

Sie ist die einzige Person, die jemals in den USA für die Durchführung einer Abtreibung in einem Krankenhaus verurteilt wurde: Die Frauenärztin Dr. Jane E. Hodgson.


Links (englischsprachige Seiten mit Fotos)
a) zu Dr. Jane Hodgson, Pionierin der "abortion rights movement" (Bewegung für Abtreibung)
"Changing the face of Medicine" (link) - wikipedia

b) zur heutigen "Pro Life Action League" (deren Ziel: Abschaffung der Abtreibung):
- Eric Scheidler, Direktor von "pro life action league" (Sohn des Gründers der League)
'pro life action league' (link1) (link2)
- John Jansen Direktor von Generations For Life, die Jugendorganisation der "Pro Life Action League" (link)
 

Referenzen:

1) Der “Post-Inspector“ steht einer Behörde vor, deren Aufgabe es ist, kriminelle Delikte im Zusammenhang mit den Aufgaben der US-Bundespost zu bekämpfen. https://www.uspsoig.gov
2) https://www.nationalgeographic.com/history/article/the-complex-early-history-of-abortion-in-the-united-states
3) https://www.nationalgeographic.com/history/article/the-complex-early-history-of-abortion-in-the-united-states
4) https://en.wikipedia.org/wiki/Lysol
5) https://allthatsinteresting.com/lysol-birth-control
6) https://www.nationalgeographic.com/history/article/the-complex-early-history-of-abortion-in-the-united-states

 

© Text: Michaela Schneider, Frauen in der Einen Welt

zu den Fortsetzungen: (I) (II) (III) (IV) (V) (VI) (VII) (VIII)

  • Historie
  • Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1973 Roe versus Wade
  • Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2022 (Dobbs versus Jackson)
  • Gesellschaftliche Konsequenzen

  zur Ausstellung "GEBURTSKULTUREN. Gebären und Geboren werden" (link)

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